Liebe Genoss*innen,

schön, dass ihr heute alle hier seid. Da ich noch ein nicht ganz so bekanntes Gesicht bin, möchte ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Lars Hofmann, ich bin 35 Jahre alt und komme aus Konstanz. Seit gut einem Jahr bin ich Mitglied der LINKEN.

Heute Abend stehe ich hier, weil ich eure Stimme brauche. Klar, ich bin der einzige Bewerber, doch möchte ich ein paar Worte darüber sagen, warum ich eine gute Wahl bin.

Ich möchte mit einer kleinen Geschichte beginnen, die schon ein paar Jahre zurückliegt – genauer gesagt, aus dem Jahr 2020. Luigi Pantisano kandidierte damals für das Amt des Oberbürgermeisters in Konstanz. Wenige Tage vor dem zweiten Wahlgang traf ich beim Spazierengehen einen Bekannten, der mir sagte: „Geh wählen, aber bitte nicht den LINKEN!“ Natürlich ist die jetzige Wahl eine ganz andere, aber in dem Moment fragte ich mich: „Nicht den LINKEN?“ Liegt es vielleicht daran, dass der Herr Regionalleiter bei der Versicherung BARMER war und vermutlich über ein prall gefülltes Konto verfügt?

Ich selbst arbeite im Einzelhandel und gehöre zur unteren Mittelschicht. Die immer weiter steigenden Mietpreise, die höheren Lebensmittelpreise und der zunehmend teurere ÖPNV sind enorme Herausforderungen im Alltag. Abgerundet wird das Ganze durch die akute Bedrohung von Altersarmut, die mich in Zukunft erwarten könnte. Ich könnte noch weitere Beispiele nennen, aber die kennen wir vermutlich alle selbst.

Warum erzähle ich euch diese Geschichte? Der Großteil der Parteienlandschaft hat vor, bei der Sozialpolitik den Rotstift anzusetzen, um zu sparen. Für mich ergibt sich daraus die eindeutige Antwort: Die LINKE. Verschwindet sie, verschwindet die einzig soziale Stimme in der Opposition und im Bundestag.

In den letzten Jahren hat die LINKE einen Teil ihrer traditionellen Wählerschaft, insbesondere aus der Arbeiterklasse, verloren. Eine starke Basis unter Arbeiter*innen, Arbeitslosen und Menschen aus der Mittelschicht. Diese Wählerschaft hat in den letzten Jahren zunehmend zu anderen Parteien wie der SPD, den Grünen, der AfD oder nun auch dem BSW gewechselt. Sie fühlen sich von der LINKEN nicht mehr vertreten, weil die Partei immer mehr als Akademikerpartei wahrgenommen wird und nicht mehr als die Partei der „kleinen Leute“ oder als Arbeiter*innenpartei. Die Partei muss sich möglicherweise stärker auf die sozialen Belange dieser Menschen konzentrieren, um wieder breitere Unterstützung in dieser Gruppe zu gewinnen.

Ein sehr guter Ansatz ist der Volksantrag „Mieten runter“ vom Landesverband der LINKEN in Baden-Württemberg. Dieser Antrag enthält, wie der Name schon sagt, die Forderung, dass die Wohnungsmieten wieder sinken und die Zahl der Sozialwohnungen deutlich erhöht wird. Auf unseren vergangenen Wahlkampfveranstaltungen zur Kommunalwahl wurde der Antrag sehr gut angenommen und es wurden zahlreiche Unterschriften gesammelt. Insgesamt gesehen ist der Antrag ein großer Erfolg. Im Jahr 2024 hat die Kampagne in Baden-Württemberg bereits über 60.000 Unterschriften gesammelt. Dies ist ein wichtiger Meilenstein, da für die Einreichung eines Volksantrags in Baden-Württemberg mindestens 10.000 Unterschriften erforderlich sind, um den Antrag überhaupt ins Verfahren zu bringen.

Das Thema Mieten und fehlender Wohnraum wird auch bei der Bundestagswahl das zentrale Thema der LINKEN sein. Gerade in Konstanz liegen die Mieten bei etwa 12 bis 15 Euro pro Quadratmeter. Bei Neubauten oder frisch renovierten Wohnungen können die Preise sogar 15 bis 18 Euro betragen. Es kann nicht sein, dass Normal- und Geringverdiener die Hälfte oder mehr ihres Einkommens für ihre Miete aufbringen müssen. Die LINKE zeigt, wie man dieses Problem angehen muss. Wenn man sich dagegen die AfD ansieht, deren Lösung „Remigration“ sein soll – also Menschen aus ihren Wohnungen zu werfen und sie abzuschieben, um Wohnraum zu schaffen – erinnert das eher an 1933.

Warum solltet ihr mir eure Stimme geben? Ein großer Punkt, wenn nicht der ausschlaggebende, ist Authentizität. Ich selbst kämpfe mit den oben genannten Problemen im Alltag. Ich arbeite in einem unattraktiven und schlecht bezahlten Job, bin Teil der Arbeiterklasse und ehrenamtliches Mitglied der Gewerkschaft Ver.di. Eine fast einjährige Streikphase im Handel zog ich mit voller Überzeugung durch, um eine angemessenere Bezahlung für die Kolleg*innen durchzusetzen. Einigen von euch wird der Name Thomas Weisz etwas sagen. Er ist Gewerkschaftssekretär und war für den Bereich Handel zuständig. Er schenkte mir das Vertrauen und zog mich immer mehr in die Planung der Streikaktionen ein. Zusätzlich gab er mir die Chance, erste Erfahrungen im Halten von Redebeiträgen zu sammeln.

Ich halte mich dafür in der Lage, durch Authentizität, Argumentation und Gespräche auf Augenhöhe potenzielle Wähler und Wählerinnen von der LINKEN zu überzeugen und den ein oder anderen Abgewanderten wieder heimzuholen. Also, warum nicht mal etwas Neues versuchen?

Innerhalb eines Jahres hat sich in unserem Kreisverband Konstanz einiges getan. Äußerst engagierte Mitglieder haben den Arbeitskreis „Wohnen und Soziales“ ins Leben gerufen und in der Folge ein Mietnottelefon eingerichtet. Ihr Ziel ist es, Menschen in Notlagen im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu helfen. Mieter*innen, die beispielsweise mit der letzten Mieterhöhung überfordert sind, denen der Räumungsbescheid droht oder deren Mietzuschuss vom Jobcenter gekürzt wurde, finden dort Unterstützung.

Des Weiteren führen sie gerade ihre ersten Haustürgespräche durch, wobei es in erster Linie darum geht, den Personen an der Tür zuzuhören, um herauszufinden, was sie am meisten bedrückt und wie man ihnen am besten helfen kann. Aber das ist noch nicht alles: Seit kurzem haben wir wieder eine aktive Linksjugend, die bereits beachtliche Erfolge auf Social Media erzielt. Und da wir ja alle wissen, dass alle guten Dinge drei sind, haben sich unsere Mitgliederzahlen innerhalb eines Monats von 85 auf über 100 erhöht – eine Entwicklung, die mich positiv in die Zukunft blicken lässt.

Mit diesen tollen und absolut fähigen Menschen, die mich unterstützen, bin ich hochmotiviert, einen kurzen und intensiven Wahlkampf zu führen, um unseren Teil dazu beizutragen, der LINKEN einen Verbleib im Bundestag zu ermöglichen. Denn seien wir mal ehrlich: Ohne die LINKE wird es ziemlich kalt und düster in Deutschland.