Die Schiene ausbauen!

Als Linke Konstanz setzen wir uns für den Ausbau des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) im Landkreis Konstanz und darüber hinaus ein. Wichtig ist uns dabei, dass Angebote geschaffen werden, die klimafreundlich und bezahlbar sind. Wir sind dafür das Deutschlandticket nicht weiter zu verteuern, im Gegenteil wir wollen erreichen, dass es billiger wird. Der Neubau von Fernverkehrsstraßen verschlingt unnötig Unsummen, weshalb wir fordern diesen zu stoppen und die dafür vorgesehenen Investitionen zu nutzen, um die Schiene weiter zu auszubauen. Bestehende Straßen- sowie Schieneninfrastruktur muss dabei natürlich in Stand gehalten werden. Holen wir uns die Mobilität zurück!

Konkret stellen wir uns hinter die Elektrifizierung und den Ausbau der Bodenseegürtelbahn (Radolfzell – Überlingen – Friedrichshafen). Durch die Elektrifizierung werden leisere, modernere und klimafreundlichere Züge eingesetzt. Diese haben zusätzlich eine höhere Beschleunigung, wodurch in Kombination mit dem Ausbau, welcher weitere Überholmöglichkeiten schafft, eine Taktausweitung sowie eine höhere Zuverlässigkeit geschaffen wird. Ebenso kommen wir dem Ziele einer Bodensee-S-Bahn, welche den gesamten See umrundet einen Schritt näher. Mit der vollständigen Elektrifizierung der Hochrheinbahn (Basel-Waldshut-Schaffhausen-Singen) ist es dann auch wieder möglich direkte direkte Regionalzüge von Basel über Gottmadingen, Singen und Radolfzell nach Friedrichshafen und Ulm zu führen. Während der Bauarbeiten wird die wichtige Verbindung nach Ulm aber deutlich unattraktiver, da der Schienenersatzverkehr mit den Bussen mehrere Nachteile mit sich bringt. Die Busse haben keine Toiletten, sind unbequemer und durch die längeren Fahrtzeiten werden die Anschlüsse in Ulm nicht erreicht bzw. muss deutlich früher losgefahren werden. Menschen mit Einschränkungen bei Bewegungen, schwacher Blase, mit Kinderwägen oder mit viel Gepäck haben es deutlich schwerer oder können diese Verbindung gar nicht mehr nutzen.

Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass rechtzeitig zum Start der Streckensperrung der Bodenseegürtelbahn die Biberbahn (auch bekannt als Ablachtalbahn) von Stockach bis Mengen reaktiviert wird. Dann können Direktzüge von Singen oder Radolfzell über Stockach und Mengen nach Ulm im Zweistundentakt in 2h:04min verkehren. Im Stundentakt mit Umstieg in Mengen auf den Regionalzug, der von Donaueschingen via Tuttlingen und Mengen nach Ulm verkehrt, was ungefähr dem heutigen Stand der Verbindung Radolfzell mit Umstieg in Friedrichshafen nach Ulm mit einer Fahrtzeit von 2h10min entspricht. Bei ungefähr gleicher Abfahrt in Radolfzell kann also der gesamte westliche und nördliche Landkreis alle Anschlüsse wie gewohnt in Ulm erreichen. Auch für Reisende aus Konstanz ergibt sich eine Alternative zur Busverbindung nach Friedrichshafen.

Zusätzlich wird durch die Reaktivierung der ländliche Raum im Norden des Landkreises Konstanz sowie im Süden des Landkreises Sigmaringen massiv aufgewertet. Nicht ohne Grund stehen viele Wirtschaftsbetriebe in den Städten Stockach, Bad Saulgau und Meßkirch hinter der Reaktivierung der Ablachtalbahn.

Doch dabei wollen wir es nicht belassen. Auch für die Verbindung von Singen nach Etzwilen (Schweiz) und damit dem Wiederanschluss von Rielasingen-Worblingen an das Schienennetz fordern wir die Reaktivierung, um den SPNV in der Fläche zu stärken und weitere Querverbindungen zwischen dem deutschen und schweizerischen Schienennetz zu schaffen, was für mehr und zuverlässigere Verbindungen nötig ist.

Wir stellen und gegen die vermutlich rechtswidrige [xx] Kappung der Gäubahn. Die aktuellen Pläne der Stadt Stuttgart und der Deutschen Bahn sehen vor die sogenannte Panoramabahn, also den letzten Teil der Verbindung von Singen zum Stuttgarter Hauptbahnhof im Rahmen der Eröffnung des Projekts Stuttgart 21 bereits 2026/27 stillzulegen. Damit gäbe es für Jahre bis Jahrzehnte keine durchgehende Verbindung von Konstanz, Radolfzell oder Singen nach Stuttgart mehr. Die Reisezeit würde sich durch den notwendig gewordenen Umstieg auf die oft jetzt schon überlastete Stuttgarter S-Bahn in Stuttgart-Vaihingen nicht nur erhöhen, es macht die Schiene auf dieser Strecke als ganzes unattraktiver. Der Hintergrund sind die Immobilienspekulationen im Bereich des heutigen oberirdischen Stuttgarter Hauptbahnhofs. Eine Verkehrspoliik, die sich nicht an den Bedürfnissen der Menschen, sondern den Profiten der Immobilienkonzerne ausrichtet kann nicht die Lösung für unsere Probleme sein.

Doch nicht nur diese gefährliche Entwicklung hemmt das Potential der Gäubahn. Die Züge sind seit Jahren überlastete, der Bedarf an einer Taktverdichtung besteht also. Die Infrastruktur reicht aber dafür nicht aus, da nach fast 80 Jahren seit dem Abbau des zweiten Gleises im Rahmen der Reparationszahlungen kaum etwas passiert ist. Mit einer Wiederherstellung dieses zweiten Gleises auf kompletter Strecke wird nicht nur die Pünktlichkeit erhöht, es ist nun möglich neben dem stündlichen Regionalzug Zürich-Singen-Rottweil-Stuttgart auch einen Stundentakt Konstanz-Allensbach-Radolfzell-Singen-Rottweil einzurichten, welcher sich mit dem Zug aus Zürich ab Singen zu einem Halbstundentakt überlagert. Hiermit haben dann Konstanz, Allensbach und Radolfzell eine stündliche Direktverbindung in die Landeshauptstadt (Vergleich heute: 3 Züge am Tag Radolfzell und Konstanz, 0 Allensbach) und mit einem Umstieg in Allensbach. Für Singen und Engen verdoppelt sich die Anzahl der Züge von und nach Stuttgart. Durch die Zubringerstrecken mit Bus und S-Bahnen wird somit für alle Einwohner*innen des Landkreis die Schiene attraktiver. Auch die Anrainergemeinden von Tuttlingen über Rottweil bis Böblingen profitieren durch die Verdoppelung des Angebots, da die Züge nicht mehr so verstopft sind und eine höhere Zuverlässigkeit geschaffen wird. 

Um die Anbindung des Landkreis Konstanz an den Fernverkehr zu stärken und den überfüllten Zügen der Schwarzwaldbahn entgegenzutreten fordern wir einen Halbstundentakt der Schwarzwaldbahn zwischen Singen und Offenburg. In Offenburg besteht dann Anschluss an den Regionalzug (Basel-) Freiburg- Offenburg – Karlsruhe, womit auch für die Verbindung in die badische Landeshautstadt endlich ein Halbstundentakt realisiert wird (Aus Konstanz, Allensbach und Radolfzell mit Umstieg in Singen). Zudem wird dadurch die Verlässlichkeit von Fernanbindungen von und nach West- Mittel- und Norddeutschland sowie Frankreich in Offenburg verbessert und die Fahrzeit oftmals um eine halbe Stunde verringert.

[xx] Deutsche Umwelthilfe geht gerichtlich gegen die geplante Kappung der „Gäubahn“ und damit weiter Teile von Baden-Württemberg, der Schweiz und Italien vom Bahnnetz vor – Deutsche Umwelthilfe e.V.