Das tragische Zeichen unserer Zeit: Ein weiter so!

„Es ist ein fatales Signal, das zugleich ein fundamentales Strukturproblem aufzeigt!“ Die Absage der Umrüstung der Fähren zeigt nach Sibylle Röth, Kreisrätin der Linken im Kreis Konstanz, exemplarisch den fehlenden Willen und die falschen Weichenstellungen der kommunalen und der bundesdeutschen Umwelt- und Verkehrspolitik.

Die Ankündigung war wieder vollmundig: Durch die Umrüstung zweier Auto-Fähren, die zwischen Konstanz und Meersburg verkehren, ließen sich 2800 Tonnen an CO2 einsparen. Die Fähren Lodi und Tabor verbrauchen rund 850.000 Liter Diesel, die bei einem elektronischen Antrieb wegfielen. Die Einsparungen dieser beiden Fähren allein brächte in ökologischen Maßstäben soviel, wie die Wärmedämmung aller städtischen Gebäude in Konstanz. Nichts auszudenken, wenn wir den kompletten Betrieb umrüsteten...

Diese Rechnung stellte der Konstanzer Oberbürgermeister Anfang 2025 auf, als ihm die Welt der Energiewende anscheinend noch schön und knapp vor der Umsetzung erschien. Anders als uns Verbrauchenden… Die Energiekosten sind in den vergangenen Jahren explodiert, und sie werden noch weiter steigen. Die Preise an der Zapfsäule sind wieder stark gefallen, nachdem sie 2023 ihr Allzeithoch erreicht hatten. Diese Entspannung gilt natürlich nur solange, wie die CO2-Bepreisung nicht greift, was aber nur eine Frage der Zeit ist.

Für den Moment jedenfalls stellten Stadt und Stadtwerke fest, dass die Ankündigung eine Luftnummer war: Der Preis für Diesel ist durch Subventionen derart billig, und die Abgabenlast bei E-Antrieben so dermaßen groß, dass eine massive ökologische Verbesserung ökonomisch keinen Sinn macht. Freilich nur, wenn man kurzfristig denkt und den Klimawandel aus dem kommunalen Haushalt externalisiert.

„So kommen wir nicht weiter: Initiativen zur Umstellung auf E-Mobilität dürfen nicht ausgebremst werden, sondern müssen weiter angetrieben werden. Es darf einfach nicht sein, dass sich die ökologische Wende nicht lohnt! Wir müssen endlich mit dem Umstieg anfangen, und alle mitnehmen.“ Die ökologische Wende müsse sozial abgefedert sein, um die Umstellung auf E-Antriebe eben nicht über die Preise an die Verbraucher:innen und Kund:innen weiter zu geben. „Anders herum wäre es richtig: Schmutzige Antriebe gehören massiv besteuert, und mit dem Geld sollten dann klimaneutrale Antriebsformen gefördert werden.“ 

Das Scheitern des Projektes dürfe nicht zur Ohnmacht führen: „Der Klimawandel ist jetzt!“, so Röth abschließend. „Eventuell sollten wir uns weniger mit netten Ideen wie grünem, blauen oder buntem Wasserstoff und der bundesdeutschen Raumfahrt beschäftigen, als mit der konkreten Umsetzung der sozial-ökologischen Wende - hier vor Ort. In Konstanz, und an allen anderen Orten, darf diese nicht scheitern.“ Der Klimanotstand sei immer noch aktuell, auch wenn sich die Ohren der Politik manchmal taub stellten.